Lieber am dran als Arm ab!

60 frisch vom Bankkonto abgehobene Ömmchen, nicht in den Geldbeutel sondern in das nach oben offene Kartenmäppchen verstaut, diese in die gelbe, kleine Kompakthandtasche („Nuttentäschle“, O-Ton MamS) gesteckt, die trotz eines Ãœberschlagriegels nicht sicher zu sein scheint, in einem unaufmerksamen Moment von einem Taschendieb, der sehr geschickt vorgegangen sein muss, geklaut. Gaunergesindel, elendiges. Hoffentlich faulen ihm zuerst die Finger ab, danach die ganze Hand. Beide Arme. Der ganze hinterhältige Drecksack soll verfaulen, jämmerlich und qualvoll und langsam. Und ich könnte mich wegen meiner immensen Blödheit in den Hintern beißen …

Euch einen sicheren Abend wünscht
moggadodde

Stell! Mich! Ein!

Der Begriff „Arbeit“ kann ja allerlei Adjektive auf sich vereinen. So kann diese z.B. vielseitig sein oder anspruchsvoll, sterbenslangweilig, anstrengend, erholsam, unterbezahlt, ehrenamtlich oder schweißtreibend.
Aber diese Anzeige eines sehr bekannten Schweizer Modeunternehmens (von dem ich aber in meiner fränkischen Provinz Metropole noch niemals etwas gehört habe)

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macht mich stutzig.
Was bitte zeichnet einen „TOTALLY SEXY JOB“ denn aus? Das Wort „sexy“ umschreibt doch wohl eine erotische Attraktivität und jetzt frage ich mich natürlich, welche Berufstätigkeit sich denn mit Recht „sexy“ nennen kann. Wenn ich mit meinem Auto in der Schlange an der Waschanlage stehe und dem muskelbepackten Mitarbeiter in Latzhose und ansonsten freiem Oberkörper zusehe, der mit seinem ordinär großen Dampfstrahler verdreckte Karossen abspritzt, dann ist der Typ möglicherweise sexy, nicht aber seine nasse Arbeit.
Ist es vielleicht die Arbeitseinstellung, die einen Job sexy machen kann, will sagen, gehört es möglicherweise zur Philosophie dieses Unternehmens, dass die weiblichen Angestellten die offenbar sagenhaft trendigen Fummel nur mit feuchten Höschen und zittrigen Knien über den Verkaufstresen reichen und die männlichen Modeberater an einem sehr langen Arbeitstag nicht nur einen Kleiderständer vor sich her schieben müssen? Soll sich das willfährige Personal den ganzen Tag lasziv die Lippen lecken, um die junge Kundschaft zum Kauf zu animieren? Gehört es zum Tätigkeitsprofil, sich provokativ mit einem Ausschnitt bis unterhalb des möglichst gepiercten Nabels stöhnend in der neu eingetroffenen Sommerkollektion zu wälzen und bei Kundenreklamationen nach dem Store Manager zu winseln, der möglicherweise Puff Daddy heißt?

Bei allem Verständnis für galoppierenden Zeitgeist: Der krampfhafte Versuch, mit der Ausschreibung von „totally sexy jobs“ ausschließlich junge Hüpfer aus den Human Resources zu rekrutieren ist so durchsichtig, dass er schon wieder gut ist. Klar ist natürlich, dass ich es mir nicht nehmen lassen werde, das ausgewählte Verkaufspersonal aufs Genaueste zu inspizieren …

Euch eine reizende Nacht wünscht
moggadodde

Monster-Mutter

Seit vielen Jahren habe ich gestern wieder einmal „Alien“ gesehen. Im ZDF, ohne Werbung, dafür aber voll düsterer Spannung. „Das Alien ist ein perfekter Organismus. Nur seine Feindseligkeit übertrifft seine perfekte Struktur. Es ist geschaffen, um zu überleben, kein Gewissen beeinflusst es, keine Schuld, keine Wahnvorstellungen ethischer Art“ sagt der Androide Ash über den unentwegt sabbernden, spitzzahnigen Killerwurm und ich werde das dumme Gefühl nicht los, Ridley Scott hat schon 1979 gewusst, was im Jahr 2007 auf MU-TH-R 65 (Mother Mogga) zukommt. Ellen Ripley pustet das Vieh durch ein Loch in der Bordwand ins All, wähnt sich in hübsch trügerischer Sicherheit und legt sich schneewittchengleich in ihre kalte Schlafstätte, nur um einige Zeit später in der Fortsetzung festzustellen, dass sie das bösartige Wesen noch lange nicht zur Räson gebracht hat.
Wenn die kringellöckige Ripley dem wahnwitzig bösartigen Lebewesen, unberechenbar und dauerhungrig per Flammenwerfer begegnet, bebend, dennoch entschlossen, ängstlich doch unbeugsam, erinnert sie mich an mich selbst im momentan aussichtslosen Kampf, aus einem pubertierenden Stachelmonster einen halbwegs passabel sozialverträglichen Organismus zu formen. Ich brauche im Moment nicht viel Phantasie um mir vorzustellen, dass die Alien-Story im Grunde auch den kriegerischen Konflikt pubertierender Töchter mit ihren unvorsichtigen Erzeugerinnen thematisiert.
Ripley ist jedenfalls viel besser armiert als ich, die mit immer stumpfer werdenden Waffen wie Elektronikembargo und tageweisem Arrest operiere. Und seit einigen Tagen wünsche ich mir auch so einen kleinen, glatten Knopf, mit dem ich das zerstörerische Ding aus einer so anderen Welt mit einem einzigen Druck in den lautlosen Weltraum blasen könnte. Das Alien frisst dich mit Haut und Haar auf einen Happen auf. Dixie-Alien nimmt erst einen kleinen Finger, von dem du meinst, du könntest seinen Verlust verschmerzen und reißt dir dann den ganzen Arm aus dem Schultergelenk.
Ich habe keine Lust mehr auf Spielchen, bin es aber schon jetzt leid, dauernd zu kämpfen. Am liebsten würde ich mich auch ein eine vereiste Schlafkammer zurückziehen und erst wieder aufwachen, wenn dieser Albtraum Pubertät ausgestanden ist.

Euch einen warmen Tag wünscht
moggadodde

Alles wird gut …

Lange ersehnt und endlich da: Die Möbel! Gerade sind zwei äußerst freundliche Herren mit dem Aufbau des in kleinste Einzelteile zerlegten Schrankes beschäftigt und auf der Couch konnte ich schon mal probesitzen. Hach! Wie ich mich freue! Endlich wieder Nickerchen vor dem laufenden Fernseher …
Drei Stunden wird die Aktion ungefähr dauern und das bei zwei trainierten Schraubern. Gut, dass wir uns dafür entschieden haben, den Aufbau von fähiger Hand vornehmen zu lassen. Wir hätten, obwohl nicht ganz unfähig (subjektiv betrachtet) sicherlich mehrere Tage gebraucht, unsere Nerven vollends ruiniert und möglicherweise in einem Wutanfall das eine oder andere Teil aus dem Fenster geschmissen.
Ein schönes Gefühl, gemütlich hier zu sitzen, Käffchen zu genießen, dem sonoren Summen der Akkuschrauber zuzuhören und zu sehen, wie das hier endlich anfängt, wieder nach Wohnzimmer auszusehen.
Heute Abend knallen die Korken. Versprochen!

Euch einen befreienden Tag wünscht
moggadodde

Mogga Courage

Hank ist, wie sehr viele seiner Altersgenossen im Augenblick, ganz versessen auf Yu-Gi-Oh! und faselt pausenlos von „Spezialbeschwörung“, „Harpyie-Monstern“, „Ekstatischem Funkendreieck“, „Kettendrescher“ und „Triggereffekt“.
Eine spezielle Beschwörung nehme ich zwar des öfteren vor, mit Monstern habe ich auch gelegentlich zu tun, unter dem beschriebenen Dreieck könnte zumindest ich mir etwas vorstellen, mit Kettendreschern assoziiere ich jemanden, der mir ziemlich auf die Nerven geht und der Trigger ist mir als Auslöser in der Schmerztherapie bekannt. Aber die Jungs kennen das Regelwerk bezüglich dieses Kartenspiels vermutlich besser als ich.
Das August-Taschengeld wollte Hank nun komplett in ein neues „Structure-Deck“ investieren und nachdem ich heute nicht aus dem Haus muss, fiel die komfortable Kutschfahrt mit Muddis Mietwagen für ihn aus.
Jetzt kam er auf die Idee, die 6 km ins Nachbardorf, wo der angesagte Spielzeugladen sitzt, per pedes zurückzulegen, was im Grunde kein Problem wäre. Nur muss er auf der Strecke ein kurzes Stück auf einer Bundesstraße gehen und eine andere, stark befahrene Straße queren und da hege selbst ich Bedenken, denn erst wenn es einem dort ohne Blechkarosse stehend das ungeschützte Körperlein durchrüttelt erkennt man nämlich, WIE schnell die Autos tatsächlich dort unterwegs sind.
Er war aber voller Selbstvertrauen, das zu schaffen und ich erkannte keinen Übermut oder falsches Heldentum in seinem Entschluss und so packte ich ihm mein Mobiltelefon in den Rucksack, gab mir einen Stoß und Hank letzte Instruktionen und winkte ihm mit einem zwiespältigen Gefühl in der Brust hinterher.
Eine halbe Stunde später meldete er, er sei jetzt über die Bundesstraße. 30 weitere Minuten später rief er an, er verlasse jetzt den Spielzeugladen. Einige Zeit später später informierte er mich, er wäre erneut über die Bundesstraße gekommen und wieder eine halbe Stunde später schlug er mit stolzgeschwellter Brust und neuem „Structure-Deck“

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hier wohlbehalten auf.
Ich muss zugeben, ganz wohl war mir selbst nicht, aber sein Auftreten in der Diskussion um das „Für und Wider“ hat mich überzeugt. Hätte er augendrehend auf obercoolen Macker gemimt, für den es ja „babyleicht“ wäre, den Marsch zu absolvieren, hätte ich meine Erlaubnis nicht gegeben. So vernünftig, wie er sich aber gerierte, fiel es mir etwas leichter, über meinen naturgegebenen, mütterlichen Angsthasen-Schatten zu springen und ihn mit dieser Aktion sein Selbstbewusstsein ausbauen zu lassen. Ziemlich stolz bin ich – auf mich und auf ihn.

Euch einen mutigen Tag wünscht
moggadodde