Epilog

Viele Leute auf der Buchmesse

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nehmen sich ja waaaahnsinnig wichtig. Vornehmlich die Herren gilt es hier hervorzuheben, die blasiert und fürnehm beschlipst mit anderen versnobten Plastronpüpsen irrsinnig wichtige Interna beflüstern. Das vorbeidefilierende Lesergewürm, immerhin die Endkundschaft, wird wahlweise selbstgefällig gemustert oder geflissentlich ignoriert. Immerhin leben diese Carpaccio-Großkotze von den Gedanken anderer Leute und von den Leuten, die an den Gedanken der anderen Leute teilhaben wollen. Ein bisschen Respekt wäre da, finde ich, angebracht. Die verpflichteten Frauen reagierten allerdings allesamt freundlich auf Interesse, geizten nicht mit bunten Broschüren zum Angebot und rückten auch das eine oder andere Giveaway über die Theke.

Als Frau Besserwisser ich mir an einem Stand ein ausliegendes Druckwerk betrachtete, echauffierte ich mich über zwei Rechtschreibfehler auf dem Buchrücken, bis mich der Standwächter mit putzigem Eidgenossen-Dialekt darauf hinwies, dass sich die Autoren in der Schweiz aussuchen könnten, ob sie z.B. „er biss“ oder „er biß“ gedruckt wissen wollen. Ich glaube, ich wurde ein bisschen rötlich und absentierte mich unauffällig, weil mir das etwas peinlich war. Hätte ich ja drauf kommen können, eigentlich.

Die Kontrolle in der Ausländer-Halle traf mich überraschend und bevor der Inspizient sich in die Tiefen meiner Tasche versenkte, ließ ich noch ein paar gebrauchte Tempos verschwinden, denn es wäre mir schon unangenehm gewesen, wenn der (unbehandschuhte!) Wächter in meine virulenten Taschentücher gegrabscht hätte.
Eine Mensch gewordene Stinkbombe traf ich am Kaffeestand, wo er vor mir irgendwas orderte. Ich musste mich umgehend entfernen, der Typ hat gestunken wie ein Buch, das seit einem Jahrhundert in einem feuchten Gewölbekeller in matschiger Erde gelegen hat. Mit zwei Stofftaschen und seinem Latte bewaffnet nahm der Bücherwurm einen Tisch weiter Platz und wir machten schleunigst den langen Schuh aus Angst, wir könnten ohnmächtig von den Stühlen kippen.
Ach, dem MamS habe ich von meinem Trip eine CD (Blues, was sonst) mitgebracht und für mich ein paar Adressen von Verlagen, die wohl ein Herz für Nobodys haben und die ich sehr bald mit meinen Machwerken Kollektionen heimsuchen beglücken werde.
Der aufgeregte Herr Udo, den wir im Shuttlebus gesehen und vor allem gehört haben, hat das mit „Puderzucker Japans“ schließlich auch geschafft.
Verflucht nocheins, in ein paar Jahren fahre ich wieder mit dem Shuttlebus vom Römerhof zum Messegelände und dann habe ich auch ein Buch in der Hand, das ich selbst geschrieben habe. Und es wird kein Notizbuch sein, versprochen …

Euch einen zuversichtlichen Abend wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

18 commenti su “Epilog

  1. Georg sagt:

    Drück dir die Daumen für die richtigen Adressen!

  2. socki sagt:

    Ich hätte dann gerne eine signierte Ausgabe, ja?

  3. ruwen sagt:

    Na jetzt fällt der Cent bei mir! Nicht der schnöde Konsum war dein Anliegen, nicht der Spaß am Klönschnack, sondern die eigene Griffelkarriere. Hast dir also schon deinen eigenen Messestand ausgeguckt.

    Gefällt mir 😉

  4. Mephisto sagt:

    Hey… falls ich mal mit deinem MamS ein paar Stunden alleine verbringen sollte, weiß ich schon, was uns verbindet. Der Blues … 🙂

  5. barbara sagt:

    ich sags ja, du machst noch Karriere!!! Deine Formulierungen sind prächtig 🙂

    ‚Mit zwei Stofftaschen und seinem Latte bewaffnet…‘

    ich las natürlich ’seiner Latte‘ und war etwas irritiert 😉

  6. yeow sagt:

    Dann mach mal ein bischen hinne.

    Ich will demnächst angeben können, das meine Kommentare im Blog der berühmten mogga sogar noch beachtet wurden und nicht in 2000 bis 3000 anderen untergegangen sind.

    Viel Glück dazu.

  7. Ela sagt:

    Buchmesse – herrje da kommen Erinnerungen hoch. Ãœberteuerte Sandwiches, überfüllter Zug und äußerst äußerst schmerzende Füsse…

    Schön war es damals trotzdem, ich glaub nächstes Jahr komm ich dich dann mal auf deinem eigenen Messestand besuchen 🙂

  8. moggadodde sagt:

    @ Georg: Danke dir! In den Heftchen á la „Autoren gesucht!“ hört sich das jedenfalls bestimmt alles lockerer an, als es tatsächlich sein wird 😉

    @ socki: Das ist doch logisch. Wenn du willst, mache ich noch ein paar original mogga-Kaffeeränder dran, used-look-mäßig. Wenn es nur schon so weit wäre 😉

    @ ruwen: Bevor ich jemals an irgendeinem Messestand vertreten sein werde, gibt es noch viel zu tun. Mit ein paar lächerlichen Querbeet-Episödchen brauche ich da sicher nicht aufkreuzen. Eine Linie finden, das muss ich jetzt. Aber ich bin ja noch jung unverbraucht einfallsreich eine geborene Optimistin 😉

    @ Mephisto: Ja, falls dieser unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, könnt ihr gerne zusammen bluesen. Grund für einen handfesten Blues gibt es ja immer 🙂

    @ barbara: Das mit dem Latte habe ich ja auch bis vor kurzem falsch gemacht: Im Italienischen ist die Milch ja männlich aber bei weitem nicht so entzückend wie er als Weibchen ist.
    Naja … Karriere … das ist so ein großes Wort! Eigentlich ist es eine alternative Art von Selbstbefriedigung, wenn du verstehst 😉

    @ yeow: Jeder, der hierher kommt, wird beachtet, alles andere wäre grob unhöflich und ich bin alles, aber das nicht und außerdem liebe ich das alles hier. Danke für die Wünsche. Wird schon werden, aber hetz‘ mich nicht … 🙂

    @ Ela: Klar, die lassen sich dort jedes Hüngerchen gut bezahlen … aber dank ausgelatschter Sneakers, Wasservorrat und eigener Anreise plus Shuttlebus war alles schmerzfrei.
    Noch eine, die mich hetzt! Nee, in ein paar Jahren, habe ich doch gesagt … und dann bringst du einen Hefezopf mit!

  9. markus sagt:

    schatzi, ich bin ja sowas von enttäuscht. wie war das noch: oh ja, mach mir den manager…

    nee, aber ernsthaft. ich drücke dir, wie bruder georg, ganz fest die daumen, dass das klappt. glaub an dich, dann wird es geschehen.

  10. Ela sagt:

    Ja aber sicher!

    Also abgemacht – sobald du auf der Buchmesse als „Deutschlands neuester literarischer Superstar“ gefeiert wirst komm ich (vom Hefezopf begleitet) vorbei, großes Quersurfer-Ehrenwort!

    Sollten dann noch alle kommen die sich hier angekündigt haben pack ich noch ein paar Spezial-Muffins dazu 🙂

  11. yeow sagt:

    NOCH kannst Du einzelne Kommentatoren beachten. Aber als literarischer Superstar und wenn hier bei jedem Beitrag 2000 Kommentare hinterlassen werden, wirst Du uns kleine Lichter kaum noch beachten KÖNNEN.

    Und hetzen würde ich Dich doch NIIIEEE.

    Na ja, höchstens ein bisschen. (Mach hinne, ich will endlich Dein Erstwerk lesen !!!) ;-))

  12. moggadodde sagt:

    @ markus: Habe ich gesagt, dass der Job schon besetzt ist 😉 Wenn, dann bist du der Auserwählte!

    @ Ela: Also gut. Im Zweifel werde ich also nie in den Genuss kommen … Das mit dem Buch ist genauso ein Traum wie der eigene Flugschein plus Zweisitzer im noch zu errichtenden Hangar, aber der am „leichtesten“ zu Realisierende 🙂

    @ yeow: *schnief* …. niemals … immer würde ich zu euch stehen *schnief* …

  13. yeow sagt:

    Oooooch, nicht weinen.

    Ich glaube Dir. Vielen Dank.

    Viel Spass beim Schreiben Deines Erstlingwerks.

  14. biffo sagt:

    Wenn du einen Verlag brauchst sag mir Bescheid

  15. moggadodde sagt:

    @ biffo: BESCHEID! *lach* Billig und abgedroschen, ich weiß, entschuldige, der musste jetzt unbedingt sein …
    Falls du Verbindungen haben solltest, wäre ich zu tiefem Dank verpflichtet, wenn du mir mailen würdest. Ich würde mich auch mit einem hausgemachten Tiramisu revanchieren …

  16. biffo sagt:

    Verbindungen wäre übertrieben, kommt drauf an in was für eine Richtung du gehen willst

  17. moggadodde sagt:

    @ biffo: Ich werde mich melden, wenn es soweit ist.
    Oh, Mist. Tiramisu machst du ja auch selbst … Muss ich mir doch was anderes ausdenken ;-)… Lasagne. Lasagne kann ich auch ganz gut …

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