Fest x Zeit ≠ .xls

Manch einer überlässt in Sachen generalstabsmäßig geplanter Besinnlichkeit an den Feiertagen aber auch nichts dem Zufall. Es wird behauptet, ein gelungenes Fest stehe und falle mit dem Essen und da könnte ich mir von so viel Akkuratesse von einer Dame aus dem supermerkantilen Werbeheftchen wohl noch einige Scheiben abschneiden. Sie beschreibt ihre Vorbereitungen dort so:

„… Die Planung beginnt mit der Auswahl der Gerichte … Meist bereiten wir fünf oder sechs Gänge zu. Wir erstellen eine Excel-Datei, in welcher die Rezepte mit ihren Zutaten aufgeführt werden. Es wird festgelegt, welche Zutaten wann und wo gekauft werden müssen, außerdem der zeitliche Rahmen der Zubereitung …“

Ohje. Das hört sich nicht besonders entspannt an, sondern klingt nach Strapazen, Kasernenhofküchenkommandos und Anwaltsbriefen, wenn der Supermarkt die für 11 Uhr am 24.12. bestellten Wachteln verbummelt hat. Sie hören von mir!

Im Gegensatz hierzu läuft das Weihnachtsfest in den hiesigen Hallen kulinarisch gesehen ja geradezu hippieesk ab. Ich serviere ein gechilltes Käsefondue-Gelage mit einem Hauch zuviel Kirschwasser an gemütlichem Kerzenlicht. Zur Tischdekoration eignet sich die gold-silbrige Rettungsdecke aus dem Auto-Verbandskasten, für die restliche Aufhübschung sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.

Während obige Dame nach dem Essen vermutlich mittels Flipchartpräsentation die Spülcrews koordiniert, begeben wir uns bereits gemächlich zur Warenausgabe Bescherung. Zum Abschluss gibt’s eine Partie Trivial Pursuit und vielleicht Stirb langsam, Scream oder die Griswolds einen besinnlichen Film.

Auch ohne tabellenkalkulierte Menuefolge werden wir es uns also nett machen. Ein zauberhaftes Fest ist schließlich kein Hexcelwerk.

Einen berechnenden Tag wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

6 commenti su “Fest x Zeit ≠ .xls

  1. Hazamel sagt:

    Per Excel finde ich auch krass:

    Elterliches Weihnachtsmenü besteht entweder aus Fondue mit anschließendem Wachkoma und Verweigerung jeglicher Bewegung, was auch gern so weit geht in den letzten Jahren, dass meine Schwester und eigentlich nur noch komatös in der Ecke liegen wollen und Beschwerung statt Bescherung haben wollen. Oder es besteht aus Raclettpfannenwettstapeln, was aber im Endeffekt auf einen ähnlich komatösen Zustand hinführt.
    Menü gibt es nur am ersten Feiertag wenn die Familie einfällt und das schafft meine Mutter seit Jahrzehnten ohne Excel.

    • moggadodde sagt:

      Richtig so. Schließlich sorgen auch unvorhergesehene Ereignisse (wie die jährliche „Und wo ist eigentlich die Brennpaste?“-Frage am späten Nachmittag des 24.12.) für Heiterkeit und ein bisschen Nervenkitzel unterm Baum.
      Man darf nicht verlernen, auch an solchen Tagen doch immer noch locker durch die Hose atmen zu können, bzw. wie in Eurem Fall, gilt auch Schnappatmung in der Ecke liegend.

  2. Georg sagt:

    „Pommery und Putenbrust“, ein deutscher Weihnachtsfilm aus 2002, einer meiner Lieblingsweihnachtsfilme mit ungeheurem Humor und sagenhafter Spielfreude aller Beteiligten, also eher ein Theaterstück statt Spielfilm, wunderbar, ich muss jedes Jahr neu schmunzeln – den gibt es leider nicht zu kaufen; ich schicke ihn aber jedem persönlich bekannten Menschen als „mpg-Datei“ sehr gerne zu 🙂

    Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Maja-Endjahr 2012! 😉

    • moggadodde sagt:

      Ich erinnere mich, Georg! Ich habe den vor Jahren im Fernsehen gesehen, die Thalbach ist wie immer grandios. Gut ist auch der mit Martina Gedeck, die wegen Krach mit Bloeb (glaube ich heißt der) zu ihrer Schwester, deren Name mir eben nicht einfällt, fährt. Die exzentrische Mutter ist J. v. Koczian. Auch sehr fein! Aber der kommt immer mal wieder im FS.

      Dir, lieber Georg, auch alles Liebe. Jetzt haben wir ja nicht mehr lang 😉

  3. Yeow sagt:

    Bei uns geht es ohne Excel. Üblicher Weise gibt es im Oktober bei einem hiesigen Supermarkt Kassler im Sonderangebot. Das ist notwendig bei meinen laufenden Termitenhügeln.

    Dazu gibt es Sauerkraut und Kartoffelbrei.

    Das genze wird am 23. vorbereitet und am 24. im Grunde nur noch in den Ofen geschoben.
    Das ist dann meine Entschuldigung, mich um die Kirche zu drücken.

    Wenn die Meute zurück kommt, dann gibt es die Speisung der Wölfe mit anschließender Befriedung.

    Irgendwann geht jeder ins Bett, da wir traditionell am 1. Feiertag eine weitere Meute mit angehangenen Eltern zur Speisung der Tischhohen zu Besuch kommen.
    Dazu stößt dann gegen 11:00 Uhr noch so nen komischer Typ in Rot.
    Danach ist dann endlich Weihnachtsausklang.

    Dann muss ich nur noch die hiesigen weihnachtszelebrierer mit ihrem Weihnachtsgeklüngel bis zum 1. Jannuar ertragen, denn auf Grund der hier im Hause arbeitenden Bevölkerung ist dann hier wirklich Schluss. Sogar der Baum muss dann weg.
    Und nicht mal mehr Weihnachtsmucke. Klasse.-

    • moggadodde sagt:

      Vorbei, Yeow, es ist vorbei. Hoffentlich hast du alles gut überstanden, hier liefen die tollen Tage auch relativ entspannt. An Neujahr schon den Baum entsorgen? Ja, der MamS wäre völlig auf Deiner Wellenlänge. Wenn es nach ihm ginge, hätten wir gar kein Totholz im Wohnzimmer. Aber ich bestehe auf dem Dreikönigstag. Meistens einigen wir uns irgendwo in der Mitte. Ich schätze, bis Mittwoch kann ich ihn noch hinhalten, aber dann muss auch unser Baum den Weg alles Weihnachtsschmucks gehen. Liebe Grüße!
      P.S. Ich fahre jetzt gleich in die Arena und gucke mir Eure Albas an, wie sie hoffentlich in unserer Turnhölle von den Baskets auf die Mütze kriegen … 😉

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