Ausgegangen. Schiefgegangen.

Ja, ich habe an Gewicht gewonnen in diesem verdammten Coronawinter. Regelmäßige und häufige Restaurantbesuche waren vorher fest im Monatsbudget vorgesehen und fielen für ein halbes Jahr ersatzlos heimischer Küche zum Opfer. Ich sehe da übrigens einen Zusammenhang: Während in der Gastronomie das Bestellte einen fixen und zumeist ausreichenden Umfang hat, wird zuhause halt gerne mal nachgefasst aus üppig gefüllten Töpfen, und, ach, die Zeiten sind eh beklagenswert dramatisch plus es ist sowieso zu wenig für alle am nächsten Tag, also machen wir halt leer, den Pott.
Natürlich hätte ich mich, um die Hose im Rahmen zu halten, auch ein bisschen mehr bewegen können. Aber Ihr kennt mich: Bei Kälte bin ich quasi außer Betrieb.

Also gestern Außengastronomie-Premiere dieses Jahr. Zu viert ergatterten wir in einem hübschen Restaurant am Main gelegen einen Tisch. Die Servicekräfte fielen durch ihre äußerst schlanken Gestalten auf, die sie auch brauchten, wollten sie zwischen den eng gestellten und voll besetzten Tischen ein Durchkommen finden. Dixie und ich hatten ein Gebüsch hinter uns, der kleine Hank und der MamS saßen uns gegenüber und so atmeten wir uns die Aerosole nur familienintern ins Gesicht, rechts von uns ein Besteckwagen, links Blumenkübel und Straße. Wir saßen ein Weilchen, ehe der Servicechef mit einer Desinteresse und Genervtheit ausstrahlenden Miene die Bestellung aufnahm. Wegen der Auswärtspremiere und auch, weil wir seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatten (Stichwort „Coronaast“!), fiel diese recht üppig aus. Zwei von vier Getränken kamen fix, die anderen wollten wohl auch nach Erinnerung partout erst mit der Vorspeise serviert werden. Der zweimal monierte Parmesan zu den Arrabiata zog es vor, gleich in der Küche zu bleiben. Eine meiner Beilagen wollte mit dem Fisch wohl nicht gesehen werden und blieb ebenfalls fern. Wenn ich sauer bin, werde ich erst mal still, so sagte ich besser nichts, auch wenn ein Hausverbot mich im Nachbetrachtung nicht betrübt hätte.

Ich beobachtete einen Tisch, an dem lustlos in den Speisen herumgestochert wurde und von dem ein stetiges Rufen nach ausgeschwärmten Kindern ertönte. Schon eine Weile dem Mutterbusiness entwachsen erinnere ich mich noch dunkel, meine Kleinen in direkter Nachbarschaft eines Flusses und einer Straße nicht aus den Augen gelassen zu haben, aber vielleicht haben sich die Gebräuche da ja inzwischen gelockert.

Nicht gelockert hatte sich meine Stimmung. Ich war genervt vom schlechten Service, von den vielen Menschen, besonders von denen am beobachteten Tisch. Die Teller waren kaum angerührt, als sie endlich, endlich aufbrachen.

Auf brach kurz darauf auch der Himmel und entließ schließlich einen Platzregen biblischen Ausmaßes über uns. Während der kleine Hank zum Auto sprintete, zahlten wir die Zeche, wenigstens das ließ sich zügig erledigen. Nass und ein klitzekleines bisschen genervt holten wir uns an der Tankstelle ein paar Magnum (das Eis, nicht die Knarre).
Tatsächlich war das Double Gold Caramel Billionaire dann, zuhause genossen mit einem Espresso auf der ruhigen Terrasse, überzogen mit einer üppigen Schokoschicht, gleich einer dicken Haut, die mir in diesem Endloswinter offenbar abhanden gekommen ist, das eigentliche Highlight des ersten Ausgangs des Jahres,

Vielleicht sollte ich einfach weiter zuhause bleiben.

Mahlzeit
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

2 commenti su “Ausgegangen. Schiefgegangen.

  1. Hazamel sagt:

    Ich finde, die größte Errungenschaft der Pandemie ist Erkenntnis, dass wir von sehr vielen egozentrischen Pimmelnasen umgeben sind. Und das ist auch die deprimierendste.

  2. Moggadodde sagt:

    Ja, das stimmt. Die vergangenen Monate haben einiges klarer werden lassen und wir haben erst gestern darüber gesprochen, dass ein kleiner Lockdown dann und wann auch ganz schön erdet.

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