Es gibt Entscheidungen, bei denen man zwischen größerem oder kleinerem Übel wählen kann, zwischen schwarz oder weiß, groß oder klein, richtig oder falsch. Entscheidungen können auch leicht oder schwer fallen. Es gibt aber außerdem Entscheidungen, die einem vorkommen, als müsste man zwischen Krebs und Lepra wählen und so ähnlich war das für uns heute auch:
– Fichten- oder Eichensarg
– Ave Maria mit Gesang von Andrea Bocelli oder ohne
– Aufbahren oder nicht
– Requiem ja oder nein
– Decke und Kissen in grau, beige oder weiß
– Kremieren in Schmalkalden oder Schweinfurt
– Urne über die Urne oder schwarzes Tuch
Ein kleines Stück ist geschafft. Der Herr Pfarrer ist gebrieft, die Kränze bestellt und das Kondolenzbuch ausgesucht. Mutter und Bruder halten sich ganz wacker und ich bemühe mich, es ihnen nachzutun.
Mein Bruder hat eine sehr besondere Annonce gebastelt, wegen deren Preis es uns beinahe die Sprache verschlug. Er hat das Layout selbst erstellt und den Druckauftrag online übersandt, der Space in der Tageszeitung scheint wertvoller zu sein als ein Grundstück mit Elbblick in Blankenese.
Der MamS hat vorhin gesagt, wenn er vor mir sterben würde, wovon er ja ganz fest ausginge weil ich ihn dauernd ärgere, bräuchte ich keine Annonce in die Zeitung zu setzen. Ich sollte seine Todesanzeige ganz leger über Photoshop fertigen, ein paar Hundert mal durch den Drucker jagen und diese dann an Laternenpfähle und in frage kommende, schwarze Bretter hängen und vielleicht könnten die Kinder über sein Ableben per Flyer in der Fußgängerzone informieren.
Über so viel schwarzen Humor und während wir die Idee ausschmückten, musste ich schon beinahe Tränen lachen, aber wenn mir am Mittwoch die Tränen übers Gesicht laufen, wird mir ganz sicher nicht nach Lachen zumute sein.
Es wird ein fürchterlicher, aber vollendet fürchterlicher Abschied werden.
Euch einen paradiesischen Abend wünscht
moggadodde