Wasserschaden

Das Phänomen ist ja bekannt: Fallen mehr als 2 ml Regen innerhalb einer Stunde auf den Quadratmeter verwandeln sich die meisten Verkehrsteilnehmer in verkrampfte Schisshasen, die sich auch auf übersichtlicher Strecke wie eine zähneklappernde Zombietruppe fortbewegen, die einem mysteriösen, ferngesteuerten Brainwashing unterzogen wurden und auch die Stadt mit ihrer überängstlichen, defensiv-defensiven Fahrweise die am Freitag sowieso schon verstopfte Stadt zusätzlich blockieren. Besonnenheit in allen Ehren, aber das grenzt an Diebstahl, finde ich. Die Deppen auf regennassen Straßen stehlen nämlich meine Zeit und da werde ich schon leicht ungehalten, zumal so eine Schleich-Schrapnelle vorhin beim planlosen Spurwechsel beinahe Bekanntschaft mit unserem linken Kotflügel gemacht hätte, wenn der MamS nicht beherzt an den Bordstein geschrammelt wäre. Als er dann allerdings zu ihr aufschloss, die sehbehinderte Kanaille durchs geöffnete Fahrerfenster mit derbem Vokabular zu einer Fahrtauglichkeitsprüfung oder wahlweise einem Optikerbesuch aufforderte, war mir das doch etwas peinlich und ich guckte lieber betreten in das nicht enden wollende Sauwetter. Diese dämliche, fahrende Null und ein Haufen ihrer fahrbehinderten Frettchen-Freunde sind Schuld, dass ich heute noch nicht mal zum Zeitunglesen gekommen bin!
Das

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ist übrigens mein Heimweg und ich wünschte mir öfter überall eine so freie Bahn!

Euch einen trockenen Abend wünscht
moggadodde

Moggas most melancholic melody

Mein sonst meist gefestigter Gemütszustand ähnelt im Moment einem Häufchen Möwenscheiße auf den wogenden Kämmen der Ostsee-, Atlantik- oder Pazifik-, ach, irgendeiner beschissenen Brandung halt, wobei die Sohlen ziemlich tief und die Gipfel nicht sehr hoch scheinen, was bei echtem Wellengang Quatsch ist, weil was tief unten ist ja wieder umso höher nach oben muss, aber ich bin ja keine Möwenscheiße auf dem Kamm einer Welle, fühle mich aber so, ich sagte es bereits.

Wenn ich als Teenie tieftraurig war, zu einer lange vergangenen Zeit, als Cat Stevens nämlich noch Cat Stevens und nicht Herr Islam war, kam ich an Lady d’Arbanville nicht vorbei, ein Stück, das sich bei ausgeglichenem Seelenhaushalt eigentlich nur mit Spritzbesteck und einer großen Ration Dope in Golden-Shot-Quantität ertragen lässt.
In einem unendlich transfiniten Looping könnte ich heute diesen finalen Jammerlappen-Gassenhauer durch meine Ohrmuscheln peitschen. Mir stinkt heute alles, der MamS, das Kind, der Scheiß-Vollmond und dass ich zuviel Kaffee getrunken habe und dauernd aufs Klo muss, stinkt mir auch.
Nicht, dass ihr denkt, ich möchte so wie die besungene Lady mit kalten Lippen six feet under liegen, weit gefehlt. Aber um wieder in die Spur zu kommen, machen die Leute ja die abgefahrensten Sachen, und ich höre eben diesen archaischen Uralt-Schinken so lange, bis ich ihn aus den Ohren kotze.
Ich finde übrigens, dass „to kick the bucket“ sich viel besser anhört als „den Löffel abgeben“. Das aber nur nebenbei.

Euch einen verheißungsvollen Abend wünscht
moggadodde

Feuer unterm Dach

Als hätte ich’s letzte Woche nicht geahnt. Dixie war gestern Abend zwei Stunden überfällig und weil weder sie noch ihr mir namentlich nicht näher bekannter Kavalier per Mobiltelefon zu erreichen waren, rief ich direttemang die Polizei an, die über das von mir in Miss-Marple-Manier notierte Autokennzeichen den Halter ausfindig machte, bei ihm anrief und „Matt“ dazu veranlasste, seine minderjährige Besucherin umgehend ihren Eltern zuzuführen.

Dixie erklärt halbherzig, sie habe die Zeit vergessen und ist wegen meiner Polizeiaktion um „Matt“ und sein wahrscheinlich noch unbeflecktes Strafregister besorgt. Dass sie mir aus meiner Pflicht und meiner Angst heraus keine andere Wahl als die 110 gelassen hat, sieht sie nicht ein, sondern wirft mir vor, ich zerstöre ihre Freundschaften. Keine Rechte ohne Pflichten. Solange sie das nicht kapiert und sich daran hält, wird sie bezüglich aushäusiger Vergnügungen mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen, soviel ist sicher.

Ach, es ist müßig, noch weiter darüber zu schreiben und ich habe auch keinen Bock mehr dazu. Apropos: „Matt“ hatte offenbar nicht genügend Eier in der Hose, seiner Puppe in der ersten, deftigen Reaktion, die sie hier erwartete, beizustehen, sondern ließ sie an der Ecke aussteigen.
An der Suppe, die sie sich da eingebrockt hat, wird sie lange zu kauen haben.

Einen guten Appetit wünscht
moggadodde

Vererbung

Dixies neu erworbene Kenntnisse, was die körperbetonte, rhythmische Bewegung zu akustischen Reizen angeht (ja, sie besucht einen Tanzkurs, so etwas gibt es tatsächlich noch), wurden gestern gleich am familiären Trainingsmaterial ausprobiert.
Der Walzer war die Ausbeute der ersten Stunde und Hank war ganz scharf darauf, mit seiner Schwester (!) und mir die ersten Dreivierteltakt-Schritte zu tun, zu fiktiver Musik, denn wir haben keinen einzigen Walzer im Musikrepertoire.
Ich nehme an, er hat die elterlicherseits vorbestimmten, ausdrücklichen Qualitäten eines Nichttänzers geerbt. Obwohl auf dem Fußballfeld schnell wie ein Pfeil und geschmeidig wie ein schwarzer Panther, wird er mit seiner ambossähnlichen Beweglichkeit auf dem konventionellen Tanzparkett nicht viele Blumentöpfe gewinnen, soviel ist schon jetzt ganz sicher …
Können gute Fußballer eigentlich auch gute Tänzer sein oder schließt das eine das andere aus?

Euch einen beweglichen Tag wünscht
moggadodde

Do you remember the 23rd of September?

Erst durch eine Glückwunsch-SMS meines herzallerliebsten Brüderchens von gestern, die ich aber erst heute früh gelesen habe, wurde ich an den Umstand erinnert, dass der MamS und ich gestern den 18. Hochzeitstag hatten.
Weder der mir Angetraute noch ich haben daran gedacht.

Jetzt könnte man bei oberflächlicher Betrachtung zwischen mehreren Annahmen wählen:

Entweder

a.) ist unsere Ehe ist so gut, dass wir jeden Tag als eine Art „Hochzeitstag“ zelebrieren und solchen Formalien keine weitere Bedeutung beimessen

oder

b.) ist unsere Ehe ist so weit abgehakt, dass uns das Jubiläum vollkommen egal ist

oder

c.) ist mein kleiner Bruder als Einziger mit einem funktionstüchtigen Gedächtnis ausgestattet.

Keine Sorge, ich werde dem MamS sein Versäumnis heute Nachmittag nur ein ganz kleines bisschen aufs Schnitzel schmieren, denn ich habe

d.) in der Stadt einen schnuckeligen, anthrazitfarbenen Pullover gesehen, den er mir zur Kompensierung des, hm, sagen wir erlittenen, seelischen Schmerzes aufgrund des gestrigen Versäumnisses gerne schenken darf, weil er

e.) mich nach eigener Aussage und dem Stand von letzter Woche von ganzem Herzen liebt noch immer ganz gut leiden kann und ich mit ihm ja bisher auch nicht schlecht gefahren bin. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Aus dem Mund einer Fränkin kommend ist das fei ein ziemlich dickes Lob!

Danke, liebes Brüderchen!

Euch einen gewitzten Tag wünscht
moggadodde