Warten auf Tscha

Seit Samstag ist die hiesige Meschpoche in die finstere Vergangenheit zurückkatapultiert. Die bereits seit geraumer Zeit kränkelnde Spülmaschine versagte ihren Dienst vollends, nachdem ich ihre Innereien mit einem, seitens der Werbebranche gepriesenen Pülverchen pflegen wollte. Es mag sein%2

Life in a fast lane

Mit einem unguten Gefühl steige ich die ausgetretenen Steinstufen zu einem alten Kellergewölbe hinab. Vielleicht wurden früher dort die hausgemachten Würste oder Schinken gelagert. Die dicke, schwere Eichenholztüre mit einem großen, runden Metallring lässt sich nur mit großer Kraft öffnen und sofort schlägt mir der harte, wummernde Bass einer mir beinahe unerträglichen, unter die Haut gehenden Musik entgegen. Meine Augen gewöhnen sich nur langsam an die Dunkelheit und langsam bahne ich mir den Weg durch zappelnde Leiber. Ab und zu werde ich von umher geworfenen Armen oder Händen getroffen und die schweißgeschwängerte Luft raubt mir den Atem. Manchmal klatschen mir im Vorbeigehen auch nasse, stinkende Haare ins Gesicht. An einer behelfsmäßig aus Glasbausteinen errichteten Theke frage ich einen Mann mit nacktem Oberkörper und einem monströsen Tattoo auf der rechten Brust nach K. Mit glasigen Augen schaut er mich an und ich sehe, dass er meine Frage nicht verstanden hat. Ich frage ihn nochmals, ob er K. gesehen hat und seine ebenfalls tätowierte Hand zeigt nun mit einer schlaffen Bewegung nach links, wo ein mit einem Teppich verhängter Torbogen in ein durch einige Kerzen nur fahl illuminiertes Nebenzimmer führt. Ungefähr ein Dutzend Menschen liegt auf vier schmutzigen Sofas, die einen strengen Geruch verströmen, eine grauenhafte Melange aus altem Urin, feuchtem Schmutz und Erbrochenem. War die Luft in dem vorherigen Raum schon beinahe nicht mehr atembar, Sauerstoff ist in diesem stinkenden Kabuff sicherlich kaum mehr nachweisbar. Schwaden von dickem, grauem Rauch steigen aus Mündern mit rissigen Lippen und es dauert einen Moment, bis ich K. in den dicken, schweißglänzenden Armen eines fast kahl geschorenen Mittzwanzigers entdecke. Er trägt ein schwarzes Muskelshirt mit dem Aufdruck „Piss off“ und seine Jeans ist fransig und durch die Löcher sehe ich seine fleischigen, weißen Knie. Ich trete ganz nah an K. heran und sie schaut mich langsam blinzelnd an, während sie sich aus den fetten Armen des Mannes neben ihr schält, der leise grunzt und seinen Blick nicht von der auf dem niedrigen Couchtisch liegenden, nackten Brünetten entfernt, die in embryionaler Haltung in einer Pfütze liegend schläft. K. steht erstaunlich schnell neben mir aber nach einigen Schritten sackt sie zusammen und es gelingt mir gerade noch, ihren federleichten Körper unter den Achseln zu packen. Ich richte sie wieder auf und sie übergibt sich in einen Blumenkübel, in dem längst verblühte Veilchen vor sich hin kümmern. Mit langsamen Schritten gehen wir zum Auto und mit kaum verständlicher Stimme flüstert K.
„Ich bin müde“.

NEIN. So war es nicht. Als ich Dixie im namenlosen Kaff im Gewölbekeller abholte, saßen vier milchbärtige Grünschnäbel vor einer blubbernden Shisha und erzählten sich schlüpfrige Jokes. Dixie hing ziemlich entspannt auf einem Sessel herum und erwartete mich bereits. Sie hat erzählt, sie habe viermal an der Wasserpfeife gezogen. Dann sei ihr schlecht geworden und sie habe aufgehört. Sie hielt mir auf dem Heimweg einen Vortrag, sie wisse, wann sie aufhören müsse und sprach mit einer der pubertierenden Generation anhaftenden, grauenhaften Überheblichkeit von Selbstkontrolle und der Fähigkeit, die eigenen Grenzen genau zu kennen. Sehr gerne hätte ich sie aus dem fahrenden Auto auf die vorbeiziehenden, abgeernteten Äcker geworfen. Ich blieb jedoch sehr ruhig und bat sie lediglich, meine Bedenken im Hinterkopf zu behalten und sich bei Gelegenheit daran zu erinnern.

Manchmal denke ich, ich hätte mir vor 14 Jahren lieber einen netten Bernhardiner kaufen sollen, wäre durch Gassigehen bei Wind und Wetter kerngesund und hätte ohne jegliche Erziehungszeiten möglicherweise ein chices Büro mit teuerer Auslegware in einem weltumspannenden Großkonzern. Doch ich entschied mich dafür, mein Leben auf die harte Tour zu verbringen, mit Kindern, Teilzeit, Haustier, Küche und Kehrwoche (demnächst wieder, also Haustier, meine ich). Und irgendwie ist das ja auch gut. Ich bin ja schon still.

Eine geruhsame Nacht wünscht

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Ich guck jetzt noch Charles Bronson. Einer DER schauspielernden Männer meiner Jugend, auch Yul Brynner als Gunslinger in Westworld habe ich geliebt …

Alles wird gut

Mein Arzt hat gesagt, ich soll mich nicht aufregen. Leicht gesagt, verehrter Herr Medicus, haben Sie schon mal eine Webadresse gewechselt? Nein? Na, dann erübrigt sich jedes weitere Wort und Sie wissen überhaupt nicht, welche widrigen Winde mir im worldwide Webspace entgegenwehen! Bereits wiederholt muss ich die mich bewegenden Aperçus, die schon heute morgen meine Gehirnwindungen durchsegelten, der geneigten Leserschaft vorenthalten. Wenn ich unter Stress stehe, platzen die aufkeimenden Gedankengänge wie zu groß gewordene Seifenblasen und die Tatsache, dass die mich mit der Welt verbindende, virtuelle Nabelschnur wiederholt unsanft gekappt wurde, bringt mich so ganz allmählich an den Rand der Raserei.

Nun, ich kann nichts daran ändern, einzig mein der geliebte MamS und der wunderbare Weggefährte bt spenden Trost in diesen schlechten Zeiten und noch harre ich relativ gelassen der Dinge.

Um mich auf andere Gedanken zu bringen, beschloss ich, kurzfristig beim Friseur um einen Termin zu betteln. Nach nur kurzer Wartezeit schlug ich im Nachbarort bei einem der klassischen Coiffeurs auf, wo mich gleich das wohl vertraute Odeur von Ammoniak und Sauerstoffperoxyd in kongenialer Kombination mit der Kakophonie von brüllenden Föns und brummelnden Trockenhauben empfing. Gewickelte Ömchens (Lockenwickler meine ich hier) schlummerten auf den gepolsterten Stühlen, engagiertes, wuseliges Personal eilte zwischen der schläfrigen Kundschaft hin und her. Unter den Angestellten fand sich auch ein eineiiges Zwillingspärchen, das mich und meine verwirrte Psyche heute auf eine harte Probe stellte … Bei meinem allerliebsten, geliebten und verehrten Friseur meines Vertrauens hätte ich zum einen wohl erfolglos um einen solch kurzfristiges Date gebuhlt, zum anderen sind seine unbestritten erstklassigen Schneideleistungen trotzdem schlicht und ergreifend zu teuer. Ich darf hier verkünden, dass auch der Salon zum doppelten Lottchen sein Handwerk versteht, das Ergebnis auf dem wohlgeformten Haupt der moggadodde kann sich durchaus sehen lassen. Und über 20 Euronen billiger ist es dortselbst ebenfalls.

Dixie befindet sich schon wieder im namenlosen Kaff, wo Muddi mogga sie später freilich wieder abholen darf. Dem Vernehmen nach verlustiert man sich dort vornehmlich an gut bestückten Shishas und Suchtprävention ist nur eine meiner mütterlichen Spezialitäten, immerhin gehe ich hier mit wohl wirkendem, abschreckendem Beispiel glänzend voran.

Unserem Hank haben wir versprochen, dass er heute endlich den letzten Teil der Ringe anschauen darf. Nein, nicht Nibelungen, Tolkien liegt ihm eher.

Ich verabscheue mich für heute und wünsche einen schönen Abend

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Von Zahn- und Hüftgold …

In den Katakomben befiel mich heute ein allumfassender Urlaubsflash. Die Zeit verging so schnell wie noch nie und ich war überrascht, als schon die Pause anstand. Premiere hatte heute meine Kooperation mit Frau R., mit der ich während meiner inzwischen 4monatigen Tätigkeit noch nie das Vergnügen hatte. Sie hat ein östlich einzusortierendes Idiom, ehem. Jugoslawien oder was da so ist (in dieser Ecke kenne ich mich so überhaupt nicht aus!), trägt dunkelblaue Kittelschürze und statt zweier weißer, gelber, grauer, was weiß ich für Schneidezähne, blitzen aus R.’s Futterluke zwei güldene Beißer in der oberen Kauleiste. So etwas war meinen Augen bisher noch nicht untergekommen und ich musste mich sehr zusammenreißen, um ihr nicht pausenlos auf ihre Nuggets zu gucken. Vielleicht war das Einbringen von unverkleidetem Edelmetall bei Tito mal en vogue, in unseren Gefilden sieht das einfach nur grotesk aus und Gesundheitsreform hin und Eigenbeteiligung her, es gehört unbestritten ganz viel Mut dazu, mit derart goldigen Kauwerkzeugen Konversation zu betreiben.

Zur Feier des Umstandes, dass ich jetzt auch zwei Wochen Urlaub habe, wurde aushäusig gespeist. Hank, der ja mittlerweile des Lesens restlos mächtig ist, lässt sich mit Kinderkarte nicht mehr abspeisen. Ihm stand heute der Sinn nach Gnocchi. Hier muss ich unbedingt folgendes einwerfen: Es gibt immer noch Zeitgenossen, die meinen, auf polyglott präpariert zu sein und im Café vollmundig eine „Latte matschato“ bestellen und in der Pizzeria eine kuattro schtazioni, oder die von der Bäckereifachverkäuferin die Aushändigung eines „Packett“-brotes wünschen. Wenn ich mit meiner Lieblingsnachbarin B. beim Einkaufen bin und sie malträtiert meine Ohren, indem sie ein „Barkett“ bestellt, tritt bei mir unversehens der unangenehme Zustand des Fremdschämens ein. Ich bin bestrebt, ihr die richtige Aussprache näherzubringen, indem ich oft ein „Ich hätte auch gern ein Baguette“ über die Theke rufe, selbst wenn ich gar keins brauche, aber sie lernt es nicht. Hank wünschte sich also heute selbst gemachte Gniocchi (sprich: nniokki!) mit pomodori, mozzarella und speck. Der Kellner warf ein „Nein, das schmeckt dir nicht“ auf den Tisch, aber Hank, schlagfertig wie er ist, erwiderte, er möge alle diese Zutaten und er wolle diese Gniocchi. Sie schmeckten einfach nur göttlich und er schaffte beinahe alle, der MamS wählte Spaghetti mit Sardellen, Kapern und Oliven (jammi) und meine Wenigkeit orderte Cannelloni mit Spinat und Ricotta. Ein Gedicht, sage ich euch.

Meine Lieblingsnachbarin B. und ihre Familie sind eine regelrechte Chaostruppe. Seit einer Woche tönt der Hausherr, dass sie ab morgen für ein verlängertes Wochenende in die Lörracher Gegend düsen wollen. Die Suche nach einer Unterkunft hat jeder dem anderen überlassen und so ist heute Abend noch überhaupt nichts gebucht. Hilfesuchend schlug sie nun vorhin bei uns auf und ich suchte und suchte im Netz nach Betten für 5 Personen, was sich angesichts der ferialen Phase und der eingeschränkten finanziellen Mittel als hoffnungsloses Unterfangen herausstellte. Sie werden morgen ohne gesicherte Unterkunft losfahren und sehen, was sich vor Ort ergibt. Das wird ohne Zweifel ein teures Vergnügen …

Der MamS guckt Matrix. Carrie-Ann Moss ist soooo schön und Lawrence Fishburne sowieso. Und diese hautengen Lack- und Lederklamotten …

Das Fremdwort des Tages, saturiert,

bedeutet „zufrieden“, oder „gesättigt“. Ich bin heute aufs Höchste saturiert, darf ich hier bemerken. Zufrieden, weil ich den Katakomben 2 Wochen bezahlt fernbleiben darf und gesättigt, weil Pippo, der Pizzaiolo unseres Vertrauens, heute seine formidable Kochkunst aufblitzen ließ …

Ich wünsche eine saturierte Nacht …

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Ein Königreich für ein Bett

Dienstag, kurz nach 6 Uhr MESZ. Die Frisur sitzt eher suboptimal. Noch ist die Temperatur erträglich. Alles ist ruhig. Die Nacht war schlaflos, weil the Voice sich Mühe gab, leise zu sein. Um 2.00 Uhr schnupperte ich Nikotinschwaden durchs offene Fenster hereinwabern und beauftrage den MamS, mit the Voice einige Takte über das Nichtrauchen im Haus zu quatschen. Außerdem hat er seine Kippe auf die Windschutzscheibe vom BMW des Schönlings unter uns geschnippt. Oh, ich bin so müde. Alle schlafen. Ich gehe jetzt in die Katakomben und werde mein Bestes geben … mich

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