Glatt gegangen!

Der mallorquinischen Schönheit „Esperanza“ hat der MamS gestern endlich seine Aufwartung gemacht. Lange genug hat er den schmerzhaften Besuch auch hinausgeschoben. Diejenigen unter euch, die das THINK!-Rätsel verfolgt haben wissen, dass Señorita Esperanza dem sadistischen ehrenhaften Beruf der Epilierfachfrau nachgeht. Der MamS steht noch heute unter dem Eindruck dieser Begegnung und hat mir, äh, haarklein von seinem Besuch erzählt. „Da darfste kein Weichei sein!“, so sein Tenor.
Das warme Wachs, aufgetragen mit einer Art Farbroller, ergäbe allein schon ein unangenehmes Gefühl, berichtet er. Genau hat er es nicht beobachten können, da das Operationsfeld bei diesem Besuch ja der (komplette) Rücken war. Danach würden Streifen fest ins Wachs gedrückt und mit Schmackes und einer Handvoll Haaren daran wieder abgezogen, mit Wurzel, so heißt es. Das bedeutet wie beim Zahnarzt den puren, nackten, schreienden Schmerz, so sein Bericht und während bei der dentalen Wurzelbehandlung ja wenigstens eine Betäubung erfolgen kann, wäre das bei, grob geschätzt, einem knappen Quadratmeter Rücken doch etwas aufwändig.
Etwa eine halbe Stunde dauerte der Eingriff, dann war der Silberrücken so gestorben wie die armen Gorillas von Frau Fossey. Auch heute noch ist das Operationsfeld leicht gerötet; würde es nach dem Duschen mit einer spanischen Spezialtinktur gesalbt, sollte das bald nachlassen, sagt Esperanza.
Etwas ungewohnt ist der Anblick auch für mich, kenne ich den MamS doch nur mit Ganzkörpermatte und gestört hat mich das nie, ich bin ehrlich, ich mag es gern warm und wenn man sich an ihn anlehnt ist das, als trüge man einen ein bisschen kratzigen Schafwollpullover, aber ihn selbst hat der Teppich gestört und, tja, jetzt ist er ihn los und hat gleichzeitig ein kleines Dilemma.

Als ich dem MamS nämlich vorhin den Rücken salbte stellte ich fest, dass seine Rückenpartie zwar jetzt wie gewünscht glatt ist wie eine Motorhaube, allerdings nur bis zur Gürtellinie, darunter herrscht weiter Wildwuchs. Jetzt hoffe ich im Stillen, dass Esperanzas Bemühungen nicht von endgültigem Erfolg gekrönt sind, denn sonst steht der MamS vor dem weiterführenden Problem, dass die Leute in der Sauna sich sehr über das Yin und Yang auf seiner B-Seite wundern dürften. Die Alternative wäre eine nach Süden ausgerichtete Fortführung der Behandlung. Pofalte und –backen schlagen mit insgesamt 24,00 € zu Buche und die Beine komplett kosten nochmals 29 Mücken, was aber dann noch nicht alles sein dürfte, weil die Beine ja dann vorne auch enthaart sind aber die Brust immer noch wuchert. Die Brustenthaarung kostet 13,00 € und die Arme müssten dann ja auch noch sein, die liegen bei 19,00 €. Auf die „Brasilianisch-Spezial“-Variante sollte er verzichten, nicht weil sie mit 32,00 € am teuersten ist, sondern weil er das nicht überleben würde, schätze ich.

Für den MamS ist die Entscheidung schon gefallen. Er wird Esperanzas Dienste wohl nicht mehr in Anspruch nehmen und obwohl ihm der Abschied vom Silberrücken leicht fällt, wird das überreichte Bonuskärtchen wohl für immer nur einen einzigen Besuch verzeichnen.
Einen prima, silbergrau melierten Flokati hätte das gegeben, wenn man die Wachsstreifen mehrerer Sitzungen aneinandergelegt und ordentlich vernäht hätte! Aber die Qualen, die der MamS da hätte ertragen müssen, wären es vermutlich nicht wert gewesen. Ein schöner Shaggy ist ja auch nicht so teuer und die Farbe kann man sich da aussuchen.

Euch eine glatte Nacht wünscht
moggadodde

Natural born assholes

Die Höflichkeit der Menschenkinder auf diesem Planeten hat ja letzthin etwas nachgelassen. Gehörte das Aufhalten von Türen früher zum guten Ton, kann man von Glück sprechen, wenn man nach dem Besuch eines x-beliebigen Kaufhauses nicht mit seinen Schneidezähnen Schusser spielen muss. Mit Gesichtern, die sagen „Wenn du mich ansprichst, spring ich dir ins Kreuz!“, hetzt die Mehrheit der Leute durch die Stadt, die Ellbogen angriffslustig ausgefahren, gefährlich wie die Stampede einer Mufflonherde, die seit zwei Monden nichts zu beißen hatte.

Wenn ich als Fahrzeuglenker (was für ein beknacktes Wort!) einem Passanten durch freundliches Handzeichen zu verstehen gebe, dass ich anhalten und ihn über die Straße gehen lassen werde, ernte ich meist kein dankbares Lächeln, sondern nur einen Blick der signalisiert, dass ein Vorbeifahren eine grobe Pflichtverletzung meinerseits gewesen wäre. Handzeichen sind auf den Verkehrswegen allerdings noch nicht ausgestorben, wenn sie auch durch einen aggressiv gereckten Mittelfinger imponiert werden.

Die Chance, Rücksichtnahme oder gar Freundlichkeit im Straßenverkehr zu erfahren ist in etwa so hoch wie die, dass Papa Ratzi ein aktives Mitglied der Hells Angels ist. „Hallo Partner – Danke schön!“, der alte Slogan aus den 70ern, wurde gestrichen, durch „Verpiss dich, du Flachwichser!“ ersetzt und wenn ich einen Verkehrs“partner“ darauf hinweise, dass sein linkes Bremslicht nicht funktioniert laufe ich Gefahr mit der Frage konfrontiert zu werden, „was, verfickt nochmal“ mich das denn bitte anginge.

Generell sind die kleinen Worte „bitte“ und „danke“ zu absoluten Raritäten geworden in diesen sensuell spärlichen Zeiten. „Dank“ für eine offen gehaltene Tür zu erwarten ist vergebliche Liebesmüh‘, das spontane An-den-Tisch-Rutschen im Restaurant, um ein Vorbeikommen zu erleichtern, wird ignoriert. Das gute, alte „Entschuldigen Sie bitte!“ für einen unbedachten Rempler ist komplett verschwunden und zu einem „Pass‘ doch auf, Mensch!“ mutiert.

Ich habe mir tatsächlich schon ernsthaft überlegt, ob ich meine alltägliche Freundlichkeit ablege und auch zum Arschloch werde. Erstens käme es ja auf eines mehr nicht mehr an und zweitens würde ich mich als paritätischer Kotzbrocken in der Güllegrube vielleicht besser fühlen. Ich würde gehbehinderten Ömchens die Drehtüren um die Ohren knallen und mich immer so saublöd an der Tankstelle postieren, dass ich die Zapfsäule hinter mir gleich mit blockiere. Beim Kaffeekränzchen würde ich mir kalt lächelnd das letzte Stück Kuchen abgreifen, ohne zu fragen, ob vielleicht jemand anders noch Lust darauf hat und ich würde mit unzerkleinerten Schuhkartons die hauseigene Papiermülltonne verstopfen, wie der bekloppte BMW-Fuzzi unter uns, der schon ein waschechtes Arschloch gewesen sein muss, als er bei seiner Mutter aus dem Bauch geflutscht ist, denn in dem Umfang kann er sich das unmöglich antrainiert haben.

Aber ich schaffe es nicht, ich kann machen was ich will. Ich parke nicht so, dass mein Parknachbar ein Schlangenmensch sein muss, wenn er in sein Auto möchte, ich formuliere freundliche, vollständige Sätze („Ich hätte bitte gerne den Zucker“ statt „Kann ich mal den Zucker?“ soviel Zeit muss sein!) und ich hebe im Treppenhaus auch mal ein Bonbonpapier auf, selbst wenn es nicht von mir ist. Im ÖPNV würde ich einem Senior meinen Platz anbieten, weil er vielleicht nicht gut zu Fuß ist und mit seinen gichtkranken, alten Fingern die Haltestangen nicht packen kann und ich bedanke mich lieber einmal zuviel als einmal zu wenig, nicht weil ich es muss, sondern weil ich es will und weil ich, wenn ich es sage, auch so meine.

Das mundartlich gefärbte „Dir hamse wohl in die Ohr’n gschisse!“, das eine fette Mittfuffzigerin dem ihr flüchtig bekannten Geschäftsinhaber heute als Antwort auf die nochmalige Frage nach der bestellten Brotsorte über die Theke bellte, war bestimmt nicht wirklich böse gemeint.
Der viel beschworene Zeitgeist ist wie ein wilder Gaul aus der Camargue zügellos davongaloppiert und hat die wichtigsten Passagiere, den freundlichen Umgangston und die guten Manieren in den Abgrund geschmissen, weshalb die unflätige Färse von heute Nachmittag leider ziemlich mittig im Lifestyle-Strom herumdümpelt.
Schade nur, dass dieser Prozess niemals mehr rückgängig gemacht werden kann. IchIchIch – zuerst komme IchIchIch – wir sind ein abscheuliches Volk von Egomanen geworden. Meinen Beitrag zur Verzögerung der selbstbeweihräuchernden Persönlichkeitsverkapselung habe ich geleistet und zumindest meine Kinder zu Höflichkeit (nicht zu verwechseln mit Unterwürfigkeit!) und freundlichem Auftreten angehalten. Mehr kann ich leider nicht machen.

Ein zügelloser Gaul ist mit mir heute wohl auch durchgegangen; zwar wollte ich zu diesem Thema gar nicht so ausführlich werden, andererseits verdient es eine ausführliche Behandlung.
Ich für meinen Teil bleibe, wie ich bin. Arschlöcher gibt es auf dieser Welt nämlich wirklich schon genug.

Euch einen herzlichen Abend wünscht
moggadodde

Morgäähn!

Seit mehr als zwei Jahren warten wir darauf, dass unsere Terrasse repariert wird. Tückisch abgesunkene Platten machen das „Aussteigen“ nicht ungefährlich und mit gut gefülltem Wäschekorb habe ich schon öfter die gefährlichen Stellen übersehen und bin wie ein nasser Sack auf die Platten geknallt habe mich unfreiwillig zu Boden begeben. Meiner Geschicklichkeit kann ich es zuschreiben, dass ich von ernsthaften Verletzungen verschont blieb.
Der Vermieter schiebt es auf die Handwerker, der Handwerker auf den Vermieter und heute, heute soll es mal wieder so weit sein. Um 8.00 Uhr sollten die auf den Fliesen stehen und, äh, ich bin nicht sicher, ob das heute was wird. Immerhin ist die Terrasse jetzt für den Winter schon frei, dieser Kraftakt ist wegen meiner Affinität zu allerlei Krimskramsschnörkelscheiß immer etwas aufwändiger.

Der Kaffee steht hier duftend neben mir Gleich mache ich mir einen weiteren Kaffee, die Waschmaschine läuft mal wieder ohne ungewöhnliche Geräusche und jetzt ist die Zeitung dran. Ohne Zweifel: Das frühe Aufstehen hat auch schöne Seiten,

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auch wenn ich hundertprozentig umsonst auf die beknackten Handwerker warten werde …

Euch einen verlässlichen Tag wünscht
moggadodde

Update: „Middachsbause“, oder wie man sich täuschen kann:

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Weil es morgen regnen soll, werden die Arbeiter bestimmt nicht kommen können und es wird bis Mai dauern, bis wir nach draußen können. Ich bin jetzt einfach mal extraordinär pessimistisch, immerhin hat das heute früh auch geklappt …

Epilog

Viele Leute auf der Buchmesse

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nehmen sich ja waaaahnsinnig wichtig. Vornehmlich die Herren gilt es hier hervorzuheben, die blasiert und fürnehm beschlipst mit anderen versnobten Plastronpüpsen irrsinnig wichtige Interna beflüstern. Das vorbeidefilierende Lesergewürm, immerhin die Endkundschaft, wird wahlweise selbstgefällig gemustert oder geflissentlich ignoriert. Immerhin leben diese Carpaccio-Großkotze von den Gedanken anderer Leute und von den Leuten, die an den Gedanken der anderen Leute teilhaben wollen. Ein bisschen Respekt wäre da, finde ich, angebracht. Die verpflichteten Frauen reagierten allerdings allesamt freundlich auf Interesse, geizten nicht mit bunten Broschüren zum Angebot und rückten auch das eine oder andere Giveaway über die Theke.

Als Frau Besserwisser ich mir an einem Stand ein ausliegendes Druckwerk betrachtete, echauffierte ich mich über zwei Rechtschreibfehler auf dem Buchrücken, bis mich der Standwächter mit putzigem Eidgenossen-Dialekt darauf hinwies, dass sich die Autoren in der Schweiz aussuchen könnten, ob sie z.B. „er biss“ oder „er biß“ gedruckt wissen wollen. Ich glaube, ich wurde ein bisschen rötlich und absentierte mich unauffällig, weil mir das etwas peinlich war. Hätte ich ja drauf kommen können, eigentlich.

Die Kontrolle in der Ausländer-Halle traf mich überraschend und bevor der Inspizient sich in die Tiefen meiner Tasche versenkte, ließ ich noch ein paar gebrauchte Tempos verschwinden, denn es wäre mir schon unangenehm gewesen, wenn der (unbehandschuhte!) Wächter in meine virulenten Taschentücher gegrabscht hätte.
Eine Mensch gewordene Stinkbombe traf ich am Kaffeestand, wo er vor mir irgendwas orderte. Ich musste mich umgehend entfernen, der Typ hat gestunken wie ein Buch, das seit einem Jahrhundert in einem feuchten Gewölbekeller in matschiger Erde gelegen hat. Mit zwei Stofftaschen und seinem Latte bewaffnet nahm der Bücherwurm einen Tisch weiter Platz und wir machten schleunigst den langen Schuh aus Angst, wir könnten ohnmächtig von den Stühlen kippen.
Ach, dem MamS habe ich von meinem Trip eine CD (Blues, was sonst) mitgebracht und für mich ein paar Adressen von Verlagen, die wohl ein Herz für Nobodys haben und die ich sehr bald mit meinen Machwerken Kollektionen heimsuchen beglücken werde.
Der aufgeregte Herr Udo, den wir im Shuttlebus gesehen und vor allem gehört haben, hat das mit „Puderzucker Japans“ schließlich auch geschafft.
Verflucht nocheins, in ein paar Jahren fahre ich wieder mit dem Shuttlebus vom Römerhof zum Messegelände und dann habe ich auch ein Buch in der Hand, das ich selbst geschrieben habe. Und es wird kein Notizbuch sein, versprochen …

Euch einen zuversichtlichen Abend wünscht
moggadodde

Hardcover

Verflixt wenig Zeit an diesem Wochenende! Ich bin nämlich auf der dringenden Suche nach neuen Bettgeschichten. Ja, ihr lest richtig. Die ollen Kamellen hier vermögen mich nämlich schon seit geraumer Zeit nicht mehr zu unterhalten.

Ein Besuch bei der Buchmesse

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wird mir bestimmt das eine oder andere süße Tête-á-tête mit mehr oder weniger anspruchsvoller Lektüre bescheren.
Nachdem der MamS das ganze für eine Schnapsidee hält keine gesteigerte Lust hat, werde ich mich mit Su. auf den Weg nach Frankfurt machen. Er hat meiner Mutter gestern erzählt, ich befände mich im Moment mal wieder auf einer Art „Selbstfindungstrip“. Er glaubt zwar nicht, dass ich mich zwischen zwei Buchdeckeln finde, aber einen Versuch ist es wert, finde ich.

Euch ein belesenes Wochenende wünscht
moggadodde